…oder insgeheim weiß, dass man so nicht mehr weitermachen kann, oder vielleicht schon wieder einmal über seine Grenzen hinausgegangen ist, oder sich einmal mehr selbst verleugnet hat…
Viele von uns kennen diesen Zustand des „ich kann nicht mehr“ und ganz viele kennen auch den Zustand wie es dann weitergeht, nach dem ersten „ich kann nicht mehr“. Da folgt meist eine Pause, gewollt oder ungewollt, weil der Körper streikt und wir krank werden und somit unfreiwillig eine Auszeit einlegen müssen.
Und dann geht es weiter, meist genau so wie zuvor und wir sind erstmal erleichtert, dass es doch weitergeht…bis wir dann früher oder später wieder an einen Punkt kommt, wo „man dann wieder nicht mehr kann“.
Manchmal liegt diesem Gefühl des nicht-mehr-könnens auch eine traumatische Erfahrung zugrunde und den Auswirkungen auf den Körper und die Seele, die so etwas zwangsläufig mit sich bringt. Dann ist es ratsam sich Unterstützung zu holen, denn ansonsten ist es gut möglich, dass man es irgendwann mit einer PTBS, einer Post-Traumatischen-Belastungs-Störung zu tun hat und diese wiederum hat einen weitreichenden Einfluss auf das Alltagsleben.
In den allermeisten Fällen jedoch, ist ein „nicht mehr können“ etwas das sich über längere Zeit angestaut hat, jahrelanges JA-sagen, obwohl öfter ein NEIN angebracht wäre. Eine Arbeitsstelle annehmen, weil es „Sinn“ macht, aber wir eigentlich lieber woanders wären und etwas anderes tun würden. Sich mit einer Situation zu arrangieren, anstatt klar zu sich und seinen Bedürfnissen zu stehen, einen Haufen Kompromisse einzugehen in der Hoffnung, dass es dann schon irgendwann so werden wird wie wir es uns vorgestellt haben, wenn wir nur noch ein bisschen durchhalten, die Zähne noch ein bisschen länger zusammenbeissen.
Erkennst du dich wieder?
Wir alle erkennen uns in der einen oder anderen Situation wieder - und das ist auch kein Problem, denn der Alltag läuft nicht immer so wie wir es gerne hätten und es läuft auch nicht immer glatt und ohne Widerstände. Und das sollte auch nicht das Ziel sein (jaaaaa, richtig gelesen) - denn zum Leben gehört das mit dazu. Die Herausforderungen, die einen über sich hinauswachsen lassen; sich für etwas einzusetzen, wenn wir für etwas brennen; das Durchhalten und alles zu geben um unser Ziel zu erreichen - genau so wie die Leichtigkeit, die vielen schönen Momente bei denen uns das Herz aufgeht, die Dankbarkeit, die Freude das Leben zu feiern.
ABER - und das ist hier ganz wichtig - die Kompromisse und das Durchhalten sollten nicht den Grossteil unseres Lebens ausmachen, bzw. nicht die meiste Zeit unseres Tages oder unserer Woche. Es braucht die Balance und wenn wir aus der Balance sind und uns zu viel zumuten, also zu viel „Zähne zusammenbeissen“, zu viel „durchhalten“, zu viel „müssen“, also jeden Tag zu viele JAs, obwohl wir innerlich NEIN schreien und zu wenig Dinge die unser Herz erfüllen, dann kommt früher oder später der Punkt an dem wir „nicht mehr können“.
Dann signalisiert uns unser Körper durch ständiges krank sein, oder nicht mehr ganz gesund werden, durch Schmerzen, durch Energielosigkeit und Abgeschlagenheit, dass es zu viel für ihn geworden ist.
Unsere Psyche meldet sich dann zum Beispiel, indem wir nicht mehr richtig schlafen können, oder nicht mehr erholt aufwachen, weil wir entweder aufgrund der vielen Gedanken nur sehr schwer einschlafen oder ständig aufwachen. Oder wir machen uns ständig Sorgen, über Kleinigkeiten im Alltag bis hin zu den grossen Dingen im Weltgeschehen. Manchmal fallen wir auch direkt in ein Loch, aus dem wir dann nur mühsam wieder herauskommen, nur um dann kurze Zeit später in ein noch tieferes Loch zu fallen…und das wird auf Dauer so anstrengend, dass irgendwann die Kraft fehlt überhaupt noch aus dem Loch heraus zu wollen. Dinge die früher Spass gemacht haben, sind jetzt zu anstrengend und wir sind mit den kleinsten Alltagsthemen überfordert…
Hier gilt es dann herauszufinden ob man sich in einem momentanen Stimmungstief befindet oder ob es sich schon in Richtung depressive Episode oder Burn-Out bewegt.
Vom Prinzip ist eine Depression und ein Burn-Out das Gleiche, zwischen der Entwicklung zu einem schweren Burn-Out und der Entwicklung zu einer schweren Depression gibt es eigentlich keinen Unterschied. Die Bezeichnung Burn-Out klingt für viele jedoch gesellschaftsfähiger, fast wie ein Prädikat. Auf dem Begriff Depression lastet immer noch das Vorurteil jemand würde sich hängen lassen, das ist viel weniger respektvoll. (Dr. Christian Peter Dogs, Gefühle sind keine Krankheit)
Aber egal wie oft das „ich kann nicht mehr“ bei dir schon an die Tür geklopft hat, Psychotherapie kann dir dabei helfen dich wieder neu auszurichten, damit du wieder Kraft sammeln kannst, dich wieder auf dein Ziel fokussieren kannst, wieder Ruhe in dein Gedankenkarusell bringen kannst.
Psychotherapie bietet dir die Möglichkeit einen individuellen Weg in Richtung Heilung einzuschlagen. Damit nicht immer wieder dieselben „Fehler“ (du weißt ja, Fehler sind eigentlich Helfer, nur anders geschrieben…also sind es in Wirklichkeit Lernchancen) gemacht werden und du nicht immer wieder von denselben Triggern gepiesackt wirst. Psychotherapie hilft dir zu erkennen, wie du dich in diese Situation hineinmanövriert hast, was es anzunehmen, loszulassen und zu transformieren gilt und welche Ideen, Werkzeuge und innerliche Ausrichtung auf deinem neuen Weg hilfreich wären.
Und hier gibt es kein richtig oder falsch, kein zu schnell und kein zu langsam - es geht einzig und allein um deinen Weg. Und dieser Weg wird genau so sein, wie es für dich richtig ist. Das wichtigste ist, dass du diesen Weg genießen kannst auf dem du schreitest, trotz allem. Dass du ihn bewusst gehen kannst, in deiner vollen Schöpferkraft.
Was auch immer deinem ganz persönlichen „ich kann nicht mehr“ zugrunde liegt, erlaube dir es anzuschauen, schenke dir die Zeit es wahrzunehmen und dann zu transformieren damit du deinen weiteren Weg mit weniger Gepäck und mehr Leichtigkeit gehen kannst.
„You can’t stop the waves, but you can learn to surf.“ (Jon Kabat-Zinn)