Gewohnheiten ändern…
…mit Psychotherapie…

Wenn wir Gewohnheiten ändern wollen, geht es meist darum, dass wir schlechte Gewohnheiten ablegen wollen - die guten Gewohnheiten sollen ja in der Regel bleiben.

Und hier wird es bereits schon etwas komplexer…denn wenn wir eine, unserer Meinung nach, schlechte Gewohnheit ändern wollen, dann möchten wir in dem Moment uns selbst optimieren, wir wollen etwas an uns verbessern. Und somit glauben wir, dass wir so wie wir sind nicht richtig, nicht gut sind und lehnen innerlich einen Teil von uns bereits ab - also den Teil der die schlechte Gewohnheit innehat.

Die Frage die sich hier bereits stellt ist, welche Motivation steckt dahinter? Ist der Motor, der uns antreibt, die Liebe zu uns selbst oder der Hass und die Verachtung?

Neben dem oben genannten Aspekt spielt noch ein weiterer (eigentlich sind es mehrere) wichtiger Punkt eine entscheidende Rolle und aus diesem Grund ist es auch tatsächlich nicht so einfach Gewohnheiten zu ändern. Unser Gehirn hasst Veränderung, unser Körper fürchtet sie und diese beiden Elemente sind ausschlaggebend dafür, dass wir eine Veränderung zustande bringen.

Unser Gehirn hat gelernt, dass etwas Neues auch eine potentielle Gefahr bedeuten kann und lässt sich meist nur ungern auf etwas Unbekanntes ein. Unser Körper ist bequem und auch er hat gelernt, dass es sicherer ist, das was man bereits kennt so weiterzumachen, als etwas Neues mit ins Spiel zu bringen das mit Anstrengung verbunden ist und evtl. auch komplett nach hinten losgehen könnte. 

Wenn wir unseren Wohlfühlbereich verlassen, wird die Amygdala (unser primitives Gehirn) aktiv und signalisiert uns aufgrund der Veränderung Angst.

Deshalb fällt es den meisten Menschen auch so schwer sich aus altbekannten, unangenehmen Situationen oder einem schädlichen Umfeld zu lösen, denn diesen „Schmerz“ kennen sie sehr gut, mit dem haben sie gelernt umzugehen und dieser lässt sich einschätzen - das Neue hingegen macht erstmal Angst.

Dass die Menschheit schon sehr lange mit dieser Herausforderung zu tun hat, spiegelt sich in dem Zitat von Sokrates wieder: „Bevor du jemanden heilst, frage ihn, ob er bereit ist alles aufzugeben was ihn krank macht“.

Und es braucht auch Zeit, je nachdem welche Studie man heranzieht sind es irgendwo zwischen 60 - 90 Tagen bis sich eine neue Gewohnheit so fest verankert hat, dass wir sie als „automatisiert“ oder selbstverständlich wahrnehmen. Worin sich alle Studien aber einig sind, ist dass die ersten 21 Tage die kritischste Zeit ist. Denn es braucht 21 Tage um ein Ziel zur Gewohnheit zu machen und es dauert bis zu 90 Tage um es dauerhaft in den Lebensstil zu implementieren. Die ersten 21 Tage fordern Beständigkeit, Willenskraft und Ausdauer, danach geht es darum kleine Feinheiten nachzujustieren und die neue Gewohnheit wie eine Selbstverständlichkeit beizubehalten. Nach ca. 90 Tagen ist die Gewohnheit fest im Gehirn verankert und wird als Routine gesehen und ganz mühelos im Alltag integriert sein.

Wenn du dir die Rechnung oben anschaust, dann solltest du dir deine Erwartungshaltung dir selbst gegenüber sehr gut überlegen, wenn es darum geht alle oder ganz viele der „schlechten“ Gewohnheiten sofort verändern zu wollen - und es wird auch schnell klar, dass es fast unmöglich ist mehrere Gewohnheiten gleichzeitig zu verändern.

Realistisch gesehen, gibt es im Jahr genau 4 neue Gewohnheiten die du erfolgreich umsetzen kannst. Nimmst du dir zu viele vor, dann kann das schnell zu Überforderung führen, und das führt zu Stress und Stress ist kein guter Begleiter wenn es darum geht langfristige Erfolge erzielen zu wollen.

Wichtiger ist es kleine Veränderungen vorzunehmen, damit das Gehirn und der Körper entspannt jeden Tag mit im Boot sind und nicht in Panik verfallen. Und jede Veränderung (und sei sie noch so klein) konsequent umzusetzen, jeden Tag, keine Ausrede, keine Kompromisse.

Ein Beispiel: Du möchtest dich gesund ernähren, auf Zucker verzichten und deine Mahlzeiten selbst zubereiten - soweit das Ziel. Wenn du jetzt alles radikal aus deinem Kühlschrank räumst was nicht diesem Ziel entspricht und alle Genussmittel (Süssigkeiten, Chips, Alkohol) verschenkst und dann losziehst um frisches Obst und Gemüse zu kaufen, dann wirst du vermutlich nach ein paar Tagen (vielleicht hältst du auch 2 Wochen durch) voller Euphorie und Tatendrang, erschöpft aufgeben. Denn dein Körper (bzw. die Bakterien in deinem Körper) lechzt nach Zucker und allem was du zuvor gegessen hast und dein Gehirn ist völlig erschöpft, dass so viele Dinge jetzt verboten sind und Dinge die verboten sind, wirken auf uns sehr viel anziehender und üben einen unglaublichen Reiz aus. Du bist ständig am überlegen was du kochen sollst, das Einkaufen muss eingeplant werden, etc. 

Besser wäre es, wenn du dir ein sogenanntes SMART-Ziel steckst. Also ein Ziel das spezifisch (S), messbar (M), attraktiv (A), realistisch (R) und terminiert (T) ist.

Für das oben genannte Beispiel, wäre das dann vielleicht: Du kochst 3x/Woche frisch und mit viel Gemüse, und gönnst dir 2x/Woche etwas Süsses oder Alkohol. Für jede Woche in der du es erfolgreich geschafft hast deinen Plan umzusetzen, feierst du das indem du dir etwas Gutes tust. Nach 21 Tagen ziehst du eine erste Bilanz im Sinne von Veränderungen die du an dir wahrnimmst und ob du das Pensum weiter ausbauen kannst, etc. 

Der grosse Vorteil ein grosses Ziel in mehrere kleine Ziele zu zerlegen ist, dass du damit Erfolge sammeln kannst und somit Endorphine ausschüttest und dein Belohnungssystem im Gehirn aktiviert wird, dann fängt es nämlich an sich gut anzufühlen und auch Spass zu machen und das sorgt wiederum dafür, dass die Veränderung auch langfristig von Erfolg gekrönt ist.

Und wie hilft dir jetzt eine Psychotherapie oder ein Coaching dabei? 

Je nach Thema kann die Psychotherapie unterstützend zur Seite stehen, indem die eigenen Ressourcen wieder herausgearbeitet werden. Indem der Motor (den ich ganz zu Anfang erwähnt habe) durchleuchtet wird und wir dem Thema „Selbstsabotage“ auf die Schliche kommen. Denn vielleicht gibt es ja einen Grund dafür, warum du tief drinnen der Meinung bist, dass diese Veränderung vielleicht doch nicht so gut wäre und dein Unterbewusstsein diese vermeintlich schlechte Gewohnheit vielleicht doch noch braucht. 

Unser Unterbewusstsein ist ein riesiger Datenschatz an Informationen und es arbeitet immer zu unserem Besten - allerdings ist es nicht immer im Einklang mit unserem Ego, unserem logischen Denken ;-)